Warum man sich meine Uraufführung DAS FALSCHE GESICHT oder MARLOWE IST SHAKESPEARE ansehen
soll?
Weil uns allen das berühmte Shakespeare-Portrait in Erinnerung ist, das aber eben kein Shakespeare-Portrait ist, sondern ein FALSCHES GESICHT. Es gibt kein Bild von Shakespeare. Und es gibt auch keine einzige handschriftliche Zeile von ihm, die belegen könnte, dass alle uns bekannten Shakespeare-Stücke tatsächlich
von dem Mann aus Stratford sind.
In meinem Stück versuche ich zu zeigen, wie das damals gewesen sein könnte. Ich habe wie jeder Dramatiker Szenen erfunden, aber ich habe nichts erfunden, von dem ich mir selber beweisen kann, dass es so nicht gewesen ist. Mein Stück zeigt beides: Die aufgefundenen Fakten, aber auch meine phantastischen Vorstellungen, was die beiden, Shakespeare und Marlowe, miteinander geredet haben könnten. Und wir zeigen die Wutausbrüche der kalkweiß geschminkten Königin Elisabeth, wir zeigen ihren wortmächtigen Liebhaber Lord Essex, den übervorsichtigen Geheimdienstchef Lord Cecil, Elisabeths sensiblen Nachfolger James von Schottland - samt seinem Geliebten Buckingham -, die Tochter Porzia des Druckers Field, die den schönen Satz zitiert, kein Gespenst überfalle uns in vielfältigeren Verkleidungen als die Einsamkeit, und eine ihrer undurchschaubarsten Masken
heiße Liebe … Und außerdem treten in meinem Stück auf: Der Doppelagent Maikl Hennessy, die lustige Witwe Eleonore Bull, der ehrenwerte Erzbischof vonCanterbury und der berühmte Gelehrte Ben Jonson, der Mann, der das vorhin erwähnte Shakespeare-Portrait persönlich hat fälschen lassen.
Besetzung
DAS FALSCHE GESICHT
oder
MARLOWE IST SHAKESPEARE
Richard Burbadge, Schauspieler Felix Kurmayer
Porzia Field, Tochter des Druckers Anke Zisak
William Shakspere Gerhard Rühmkorf
Christopher Marlowe, Dichter Martin Gesslbauer
Lord Cecil, Chef des geheimen Dienstes Wilhelm Seledec
Elisabeth von England Anita Kolbert
Lord Essex Alfons Noventa
Maikl Hennessy, Hauptmann der Garde Rene Magul
Erzbischof von Canterbury Johannes Kaiser
Eleonor Bull, eine lustige Witwe Michaela Ehrenstein
Buckingham, ein allseits Geliebter Pierre Gold
James von Schottland und England Johannes Terne
Ben Jonson, Gelehrter John Fricke
Regie und Bühne Gerald Szyszkowitz
Assistenz Vera Bernhauser
Kostüme Babsi Langbein
Fotos Rolf Bock
Ort der Handlung: Der erste Akt spielt im sechzehnten, der zweite und dritte im siebzehnten Jahrhundert in England.
DI Markus Szyszkowitz
Anke Zisak, Martin Gesslbauer
NÖN
Raiffeisenzeitung, 9. Mai 2016
Er oder nicht er – ist das noch die Frage?
von Dr. Heiner Boberski
Er oder nicht er – ist das noch die Frage?
Vor 400 Jahren starb William Shakespeare – für viele der größte Dramatiker, für manche nur der wichtigste „Strohmann“ der Theatergeschichte.
Von Heiner Boberski
Kurz vor dem 400. Todestag von William Shakespeare hat die
Britische Nationalbibliothek
anlässlich einer Ausstellung diesem Autor erstaunlich aktuelle Zeilen zugeschrieben: „Und wäret Ihr verbannt / wohin ginget Ihr?“ Wer sich Verfolgung in der eigenen Heimat vorstelle, würde wohl
„nach Frankreich oder Flandern / in jedwed’ deutsches Land / nach Spanien oder Portugal / egal, wohin, wenn nicht an England grenzend“ fliehen: „Und Ihr wäret zwingend Fremde.“
Dieser Aufruf für einen humanen Umgang mit Migranten fällt in die Zeit, als viele Hugenotten aus Frankreich nach England flohen und dort nicht gerade auf Willkommenskultur stießen. Er stammt aus
dem Stück „Sir Thomas More“, das ein Autorenkollektiv verfasst, Shakespeare selbst aber überarbeitet und stark bereichert haben dürfte. Zu seiner Zeit hat man das umfangreiche Stück
nie auf die Bühne gebracht – wohl wegen des unpopulären Inhalts.
Weil damals Autorengruppen Stücke erarbeiteten und Shakespeare als Bursche vom Land ohne universitäre Bildung galt, wurde immer wieder bezweifelt, ob er all die Werke, die man ihm zuordnet, wirklich verfasst hat. Faktum ist, dass seine Schauspielerkollegen John Heminge und Henry Condell 1623 die berühmte erste Folio-Ausgabe der Werke Shakespeares herausbrachten. Eine solche Ausgabe kostet heute etwa drei Millionen Euro. Auf diesen Wert schätzen Experten jedenfalls die drei fast 400 Jahre alten, in Leder gebundenen Bände, die man kürzlich in einem Haus auf der schottischen Insel Bute entdeckt hat.
Die 36 darin enthaltenen Dramen gliedern sich in drei Gruppen: 14 Komödien, 10 Historien und 12 Tragödien. Sie stehen immer wieder auf den Spielplänen großer Theater und zeigen die Sprachgewalt und Vielseitigkeit eines genialen Autors. Die großen Shakespeare-Figuren von Romeo und Hamlet bis Richard III. und König Lear, oder von Julia und Ophelia bis Lady Macbeth, sind Traumrollen für Bühnenkünstler. Ob „Sommernachtstraum“, „Was ihr wollt“ oder „Viel Lärm um nichts“ – der Mann hatte auf jeden Fall viel Sinn für Humor. Er konnte aber auch meisterhaft historische Persönlichkeiten charakterisieren und politische Winkelzüge im Ringen um die Macht enthüllen, etwa in seinen Königsdramen oder beispielhaft in der Leichenrede des Marc Anton in „Julius Cäsar“ mit dem ständig wiederkehrenden Satz: „Doch Brutus ist ein ehrenwerter Mann.“
Er schrieb „Romeo und Julia“, die größte Liebestragödie der Theatergeschichte, aber auch ein Horrorstück wie „Titus Andronicus“. Er stellte sympathische Charaktere, aber auch solche von abgrundtiefer Bosheit wie den Jago in „Othello“ auf die Bühne. Vielen ist gar nicht bewusst, wie oft Shakespeare zitiert wird, ob nun vom „Stoff, aus dem die Träume sind“ oder davon die Rede ist, man werde sich bei Philippi wiedersehen. Besonders ergiebig ist Shakespeares Meisterwerk „Hamlet“, wo es heißt, dass etwas faul im Staate Dänemark ist, dass Sein oder Nichtsein die Frage ist und es mehr Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, als unsere Philosophie sich träumen lässt. „Schlag nach bei Shakespeare“ heißt es nicht zufällig im Musical „Kiss me Kate“, das sich an „Der Widerspenstigen Zähmung“ orientiert. Ein anderer Musical-Welterfolg, „West Side Story“, basiert auf „Romeo und Julia“.
Gesichert ist, dass William Shakespeare am 26. April 1564 in Stratford-on-Avon getauft wurde und dort am 23. April 1616 gestorben ist. Er heiratete mit 18 Jahren die acht Jahre ältere Ann Hathaway, lebte viele Jahre als Schauspieler und Mitbesitzer des Globe-Theaters in London und verbrachte seine letzten Lebensjahre wieder in seinem Heimatort. Dort befindet sich auch sein Grab, das man kürzlich mit Röntgenstrahlen untersucht hat, obwohl ein Fluch vor einer Störung seiner Totenruhe warnt: „Gesegnet sei, wer verschont diese Steine, Und verflucht sei der, der bewegt meine Gebeine.“
Wer war Shakespeare wirklich? Der Film „Shakespeare in Love“ zeigte den meistgespielten Theaterautor der Weltgeschichte als jugendlichen Liebhaber, der in „Romeo und Julia“ eigene Erfahrungen verarbeitete. Die Lücken in seiner Biographie machen ihn zu einem unerschöpflichen Objekt der Forschung und für Spekulationen. Die deutsche Anglistin Hildegard Hammerschmidt-Hummel meint, er sei Katholik gewesen und seinem Glauben treu geblieben, was im England seiner Zeit höchst gefährlich war, und trug dazu eine Fülle von Indizien zusammen. Seine Bildung soll er in jenen Jahren, aus denen man nichts über ihn weiß, durch Katholiken auf dem Kontinent erhalten haben. Ein Benediktiner soll Shakespeare auf dem Sterbebett Beistand geleistet haben.
„Das falsche Gesicht“ heißt ein kürzlich erschienenes Buch von Gerald Szyszkowitz, das heuer auch noch auf die Bühne gebracht werden soll. Der österreichische Autor vertritt darin – nicht als erster – die These, dass William Shakespeare die ihm zugeschriebenen Werke nicht selbst verfasst hat, sondern Christopher Marlowe, der offiziell 1593 als bereits arrivierter Autor ums Leben kam. Marlowe habe seine eigene Ermordung nur vorgetäuscht, sei untergetaucht und habe Shakespeare nur als Strohmann benutzt, um seine weiteren Werke auf die Bühne zu bringen. Die Mehrheit der Wissenschaft weist freilich diese und andere Mutmaßungen darüber, hinter Shakespeare verberge sich ein anderer Autor, etwa Francis Bacon oder Edward de Vere, der 17. Earl von Oxford, zurück.
Nur scheinbar ist William Shakespeare am gleichen Tag wie sein spanischer Zeitgenosse Miguel de Cervantes, der Schöpfer des „Don Quijote“, gestorben: am 23. April 1616. In Wirklichkeit überlebte er Cervantes um zehn Tage, denn um diesen Zeitraum wich der Julianische Kalender, an dem England damals noch festhielt, vom neuen Gregorianischen Kalender ab, den Papst Gregor XIII. 1582 eingeführt hatte. Dass der von der UNESCO eingeführte „Welttag des Buches und des Urheberrechtes“ auf den 23. April fällt, ist jedenfalls diesen beiden Autoren zuzuschreiben.
Dr. Heiner Boberski
geb. 1950, Studium der Theaterwissenschaft und Anglistik in
Wien; 1978–2001 Redakteur der Wochenzeitung "Die Furche", ab 1995
deren Chefredakteur; derzeit Journalist bei der "Wiener Zeitung";
Autor mehrerer Sachbücher, vorwiegend zu Fragen der Religion. Er ist
verheiratet und hat drei Kinder.
Das falsche Gesicht oder Marlowe ist Shakespeare – unerhört!?
Ein Theaterstück als anschauliches Argument, scheinbar sicheres Wissen zu verwerfen
Tatsache ist, dass Stücke wie Hamlet, König Lear oder Der Kaufmann von Venedig geschrieben worden sind. Aber wer war der geniale Autor? „William Shakespeare, of course!“ wird man als Antwort auf diese offensichtlich blöde Frage erhalten. Trotzdem rumort es in den Tiefen der Wissenschaft schon geraume Zeit. Um einen der bedeutendsten, vielleicht den bedeutendsten Dramatiker der Literaturgeschichte ist eine Diskussion entbrannt, die bereits vor etlichen Jahrzehnten zur launigen Feststellung geführt hat, dass nicht Shakespeare der Dichter war, sondern ein Mann gleichen Namens. Entzündet haben sich die Vermutungen wohl an Erkenntnissen, die durch eine Öffnung der königlichen Archive gewonnen wurden.Demnach könnte der Verfasser dieser Dramen Christopher Marlowe gewesen sein und
ein gewisser Shakspere nur sein Strohmann, der kurzerhand und um des schöneren Klanges willen zu Shakespeare umbenannt wurde.
Gerald Szyszkowitz, Intendant der Sommerspiele Schloss Hunyadi in Maria Enzersdorf, ist den Gerüchten
nachgegangen, hat penibel recherchiert und ist zur Überzeugung gelangt, dass diese so abenteuerlich klingende Theorie richtig sein müsste. Er hat dazu ein Buch verfasst und, um das Ganze auch anschaulich zu machen, ein Theaterstück mit dem provokanten Titel „Das falsche Gesicht oder Marlowe ist Shakespeare“. Exakt 400 Jahre nach dem Tod von Shakespeare wird also Wahrheit verkündet, die zwar von den meisten Experten abgelehnt oder eher noch ignoriert, aber angesichts der von Szyszkowitz aufgedeckten Fakten nicht leicht zu widerlegen sein wird.
So konfliktgeladen das Thema ist, so entspannt gibt sich das Stück – kurzweiliger Literaturunterricht mit verteilten Rollen. Felix Kurmayer als Moderator und Schauspieler Richard Burbadge erweist sich als Könner der musikalischen Improvisation, wenn er mit einem Saxophon die Handlung von einem Bild zum nächsten hinüberspielt. Damit ist für das Publikum Klarheit geschaffen und es kann sich darauf konzentrieren, wie es zu diesem Schwindel um Shakespeare kommen konnte. Martin Gesslbauer ist der Teufelskerl Christopher Marlowe, der zwar gestottert hat, aber dem Secret Service genauso souverän gegenüber gestanden ist wie seinem
Publikum. Es fällt ihm leicht, den guten William Shakspere zu überzeugen, Shakespeare zu werden. Gerhard Rühmkorf lässt nie einen Zweifel daran aufkommen, dass er keine Stücke schreiben kann, und unterstreicht gekonnt die Bescheidenheit des von ihm verkörperten Charakters. Die Tochter des Druckers, bei dem sich die beiden Herren treffen, ist Porcia Field (Anke Zisak). Sie stünde so gerne auf der Bühne und hätte auch die körperlichen Reize, um Marlowe zu einer schönen Rolle überreden zu können, aber damals waren Frauen auf der Bühne einfach undenkbar. Mittlerweile würden wir uns wundern, wenn Elisabeth von England oder Eleonor Bull von Männern verkörpert würden. Gottseidank sind diese Zeiten vorbei und wir haben Gelegenheit, Anita Kolbert als verbiesterte alternde Königin und Michaela Ehrenstein als lebenslustige Witwe zu bewundern. Verpönt waren auch Sodomisten, wie sie damals bezeichnet wurden und nichts anderes als homosexuell waren. James von Schottland, der Nachfolger Elisabeths, war mächtig genug, um seine diesbezügliche Veranlagung leben zu können. Johannes Terne verleiht ihm beeindruckend Lebendigkeit und die Sympathie eines Menschen, der Schauspieler mehr als Kriege liebt. James rehabilitiert den wartenden Marlowe zwar, aus politischen Rücksichten aber unter anderem Namen und prolongiert damit das ,Verwirrspiel um „Das falsche Gesicht“ wahrscheinlich für alle Ewigkeit.
Hannes Gans
The Theater Schloss Hunyadi in Maria Enzersdorf has been presenting two productions each summer for the past two years: one Arthur Schnitzler play and one world premiere. This year won't be any different. In co-production with the Freie Bühne Wieden, the summer theatre will show Schnitzler's Das weite Land (The Vast Domain, 1911) from 22 through 24 June; the cast includes Michaela Ehrenstein, director of Vienna's Freie Bühne Wieden. The second production is a play based on the novel Das falsche Gesicht oder Marlowe ist Shakespeare (The Wrong Face - or, Marlow is Shakespeare) by Gerald Szyszkowitz, who is the artistic director of the summer festival at the Hunyadi castle and also of the production. The play is based on the presumption that William Shakespeare didn't write the plays that are claimed to be his, but that they were penned by Christopher Marlowe, who did not die as claimed in 1593.While this is speculation, it is certainly interesting material for a new play. The production runs
from 29 June until July first. Both of these productions will resume performances at the Freie Bühne Wieden in the
fall.
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