Direktion Freie Bühne Wieden

Wiederaufnahme 14. Juni 2003

FRANZISKA THAYA ODER DER SEITENWECHSEL
von Gerald Szyszkowitz
Theaterstück nach Motiven aus dem Roman

Franziska Thaya - Michaela Ehrenstein 
Rudi Thaya, ihr Mann - Rainer Stelzig
Frau Doktor - Imke Büchel
Jan, ein Fremder - Robert Ritter
      
Regie und Bühne: Gerald Szyszkowitz
Assistenz: Alfred Beil
Klavier: Keiko Kuwahara
Kostüme: Gabi Weninger
Fotos: Rolf Bock
Die Handlung spielt auf dem Niklasberg in der Großgemeinde Raabs an der Thaya

 

Wiener Zeitung, 26. 9. 2002
EINE SPANNENDE VIERECKSGESCHICHTE
Von der eher dunklen Seite der Liebe ... von Lona Chernel

Wenn man sich 'Franziska Thaya' (Gerald Szyszkowitz' Theaterstück nach seinem gleichnamigen Roman) anschaut, überlegt man: ist es überhaupt noch Liebe, wovon hier die Rede ist? Oder ist es gerade Liebe, und es wirkt alles nur so unge­wohnt, weil vor allem die dunkle Seite der Liebe zu sehen ist im nördlichen Wald­viertel? Weil der Tod so nahe ist, weil er so dazugehört zur Liebe in dieser fast mythi­schen Sicht? Und was ist hier überhaupt Realität, was kommt aus der Sagenwelt?
Gerald Szyszkowitz inszenierte sein Stück mit dem Untertitel 'Der Seitenwechsel' in seiner Freien Bühne Wieden selbst und sorgte auch für die Bühnengestaltung. Und bescherte uns wieder diesen weißen Raum, wieder dieses grellweiße Licht. Wie in einem Seziersaal, könnte man sagen. Doch lassen sich diese Charaktere überhaupt 'sezieren'ohne den Hintergrund der eigenartigen Landschaft, ohne die Atmosphäre voll unheimlicher Märchen und Geschichten, voll Dunst und Regen und Kälte? Ohne diesen Wald, durch den die Nebel ziehen, der Moos beherbergt und riesige Steine? Werden die Figuren nicht flacher, wenn man sie so ans Licht zerrt?
Jedenfalls ist es eine spannende Vierecksgeschichte. Dank der sehr subtilen Perso­nenführung des Regisseurs und Dank der hervorragenden Darstellung. Michaela Ehrenstein ist die elbische Franziska, die an der Kargheit rundum zerbrechen muss, Rainer Stelzig der schroff-tumbe Gatte, Imke Büchel die Frau, die nach Auswegen sucht, Robert Ritter der personifizierte Eros, der alle an den Abgrund bringt, aber schließlich selbst mit dem Leben bezahlt.
Wunderbar stimmig die von Keiko Kuwahara einfühlsam gespielten Musikbrücken. Stimmig auch die Kostüme von Gabi Weninger.