Direktion Freie Bühne Wieden

Wiederaufnahme 2. Oktober 2003

DER THAYA
von Gerald Szyszkowitz
Theaterstück nach Motiven des Romans

Der alte Thaya - Rudolf Melichar
Rudolf, Beamter im Ministerium - Rainer Stelzig
Zita, Haushälterin - Ingeborg Bauböck
Theres Rosendorfer - Alexandra Waldboth
Franziska Bonowski - Michaela Ehrenstein
Kati, ihre jüngere Schwester - Nina Blum
      
Regie und Bühne: Gerald Szyszkowitz
Assistenz: Alfred Beil
Klavier: Keiko Kuwahara
Kostüme: Gabi Weninger
Fotos: Rolf Bock

Die Handlung spielt in einem kleinen Theater in Wien und in einem alten Herrenhaus an der Mährischen Thaya

 
morgen, Kulturzeitschrift, Heft Juni 2003
REALITÄT UND KUNST WERDEN SICH ALSO MISCHEN - Die Thaya-Trilogie
„Diese Menschen bewegen sich mit der Leichtigkeit und dem gesellschaftlichen Takt ihrer entfernten hofmannsthalschen Verwandten aus dem 'Schwierigen'und dem 'Un­bestechlichen'", schrieb die 'Welt' 1983 nach dem Erscheinen der drei Thaya-Roma-ne von Gerald Szyszkowitz. Nun bringt der Autor, mittlerweile Direktor der Freien Buh ne in Wien, sie tatsächlich in die Nähe der berühmten Hofmannsthal-Figuren, nämllct auf die 'Bretter, die die Welt bedeuten': Vom 13. bis 15. Juni kann man im barocken Festsaal des Hunyadi-Schlosses in Maria Enzersdorf zum ersten Mal diese Waldviertel-Trilogie erleben.
Die drei Stücke »Der Thaya«, »Franziska Thaya« und »Rudi Thaya« erzählen erst ein mal vom 'alten Thaya', einem Waldviertler Gutsbesitzer, der noch ohne jeden Zweifel an seinem Kaiser und dem Lieben Gott aufgewachsen ist, dann allerlei Liebesge­schichten, und allmählich auch von der Ehe des 'jungen Thaya'mit der liebenswürdi­gen Wiener Sängerin Franziska Bonowski, die eigentlich in den Weingärten von Mark Enzersdorf zu Hause ist.
Aufgewachsen in den chaotischen Nachkriegsjahren des vergangenen Jahrhunderts, war dem 'jungen Thaya' Anpassung immer schon das Nächstliegende gewesen. Er hat nie die Rücksichtslosigkeit erlernt, die plötzlich aus den Stahlgewittern des Krie­ges zurückgekehrten Väter davon abzuhalten, alles ohne viel zu fragen wieder an sie zu reißen. Kein Wunder also, dass er, ein typischer Vertreter dieser Sandwich-Generation, es nun besonders schwer hat mit der sehr robusten, nachfolgenden Gene­ration, der seine junge Frau und alle die nachrückenden Konkurrenten angehören.
Die beiden durchgehenden Rollen der Franziska Bonowski und des Rudi Thaya spie­len Michaela Ehrenstein und Rainer Stelzig, und eine weitere Hauptrolle - einen tschechischen Flüchtling - Robert Ritter, der vor 25 Jahren selbst aus Brunn nach Raabs geflohen ist, und erst hier, in einer Raabser Schule, als Achtjähriger sein 'erstes Deutsch' gelernt hat.
Aber vielen Raabsern wird Ende Juni im Rittersaal ihrer Burg nicht nur Robert Ritter bekannt vorkommen, sondern auch eine Menge Raabser Persönlichkeiten wie der Bürgermeister, der Dechant oder der Vizebürgermeister, denn die werden nicht nur auf der Bühne genannt, sondern auch persönlich unter den Zuschauern sein ... Die Realität und die Kunst werden sich also mischen. Wie das eben so ist, wenn ein zeitgenössischer Autor realistische Romane und Stücke schreibt, und sie dann auch noch dort aufführt, wo sie spielen.