Direktion Freie Bühne Wieden

URAUFFÜHRUNG 17. JANUAR 2006

Direktor Mahler
von Gerald Szyszkowitz
Theaterstück in fünf Akten

Hubert Wondra, Chordirigent - René Magul
Bruno Walter, Dirigent  - Robert Ritter
Gustav Mahler, Direktor  - Klaus Haberl
Franz Schalk, Dirigent - Felix Kurmayer
Fritz Schrödter, Sänger  - John Fricke
die Schalek, Journalistin  - Michaela Ehrenstein
Josef Hellmesberger, Dirigent  - Gerhard Rühmkorf
Alfred Roller, Ausstattungsleiter  - Michael Duregger
Alexander Zemlinsky, Dirigent - Johannes Wolf
Alfred Fürst Montenuovo  - Johannes Kaiser
Hofrat Kneucker - Wilhelm Seledec
      
Regie und Raum: Gerald Szyszkowitz
Assistenz: Peter Beil
Musiker: Judith Lang, Armin Luttenberger, Manuel Gregor Urban
Kostüme: Gabi Weninger
Frisuren: Ilka Tagger
Fotos: Rolf Bock



Nachdem in Österreich in letzter Zeit fiktive Briefe in Mode gekommen sind, überrascht es nicht, dass auch der NFZ einer zugespielt wurde, den wir im folgenden gerne einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen wollen, womit wir einen überraschenden Blick ´hinter die Kulissen´ werfen können.


Herrn
Dr. Gerald Szyszkowitz
p.A. Freie Bühne Wieden
Wiedner Hauptstraße 60 b
Wien IV. Bez.                                                                                                           17. Januar 2006

Sehr geehrter Herr Dr. Szyszkowitz, lieber (Autoren-) Kollege,
Mit großer Freude und Genugtuung habe ich von meinem himmlischen Logenplatz aus heute der Premiere Ihres neuesten Theaterstücks ´Direktor Mahler´ beiwohnen dürfen. Die größte Überraschung für mich war, dass Sie das Grundschema meines ´Professor Bernhardi´ übernommen haben, um damit jenes Intrigantentum, das nicht nur bei meinen Ärzten, sondern natürlich auch bei Ihren Musikern vorherrscht, an den Pranger zu stellen. Daß in beiden Fällen leider auch der in Österreich stets vorhandene Antisemitismus eine tragende Rolle spielt, ist fast eine Selbstverständlichkeit, die man aber, wenn überhaupt, nur mit sarkastischem Humor bewältigen kann, was Ihnen auf das Trefflichste gelungen ist.
Wie Sie die Positionskämpfe der einzelnen Individuen von den Direktionsräumlichkeiten einer Klinik in dieselben eines Opernhauses verlegt haben, das verrät Meisterschaft in jeder Hinsicht. Dazu haben Sie sich noch als Regisseur und Raumgestalter, um nicht Bühnenbildner zu sagen, betätigt und bestätigt. Eine Sache, die ich - wie Sie wohl wissen - nie gewagt habe und hätte. Neidlos muss ich zugestehen, dass Sie mich zumindest in diesem Punkt zu überflügeln imstande gewesen sind. Die zu Ihrer Arbeit von Gabi Weninger geschaffenen Kostüme überzeugten mich ebenso wie die stimmungsvolle Musik von Judith Lang, Armin Luttenberger und Manuel Urban, wobei mir schon klar ist, dass ich die genannten nur als Interpreten und nicht als Schöpfer zu werten habe.
Echt beneidet habe ich Sie jedenfalls um Ihr Ensemble, das perfekter zusammengestellt nicht hätte sein können. In der Titelrolle bietet Klaus Haberl eine perfekte Charakterstudie. Unter den zahlreichen anderen sind noch Michaela Ehrenstein als Journalistin Schalek - eine Verbeugung in zweifacher Richtung: erstens gegen Karl Kraus und zweitens gegen die Tatsache, dass es in meinem ´Professor Bernhardi´ auch  e i n e  Frauenrolle gibt -, sowie Gerhard Rühmkorf als Josef Hellmesberger, Johannes Kaiser als Fürst Montenuovo, Michael Duregger als Alfred Roller und Felix Kurmayer als Franz Schalk besonders herauszuheben.
Jedenfalls kann ich Ihnen zu dem gelungenen Unternehmen nur von ganzem Herzen gratulieren und verbleibe mit kollegialen Grüßen

Ihr
Arthur Schnitzler