Franz-Leo Popp (Montag, 12 Oktober 2015 20:38)

Ich weiß, es wird einmal ein Wunder gescheh‘n – Wiener Werkel

Mit großer Freude habe ich gesehen, wie Gerald Szyszkowitz den Schriftsteller

und Kabarettisten Rudolf Weys auf den ihm gebührenden Platz gestellt hat: auf

eine Kleinbühne. Ich habe Weys in den 1970er Jahren kennengelernt, also etwa 30

Jahre nach dem Wiener Werkel, als er dem Aufsichtsrat der

Urheberrechtsgesellschaft Literar-Mechana bis in sein 81. (und letztes)

Lebensjahr angehörte. Selbst in dieser für einen Theatermann wohl etwas spröden

Umgebung blitzte noch gelegentlich der feine Humor des alten Herrn auf.

Und zum Höhepunkt des Stücks nach der Pause: Es reicht vollauf, die Eleganz des

Hotel Bristol bloß mit einem weißen Tischtuch und dem Schimmer eines Glases

anzudeuten. Denn die Szene geht weit über die Dimensionen des Salons hinaus,

hier stehen einander Großmacht und Kleinkunst unvereinbar gegenüber, ein Stück

absoluten Theaters, eine Konfrontation, in der sich vor allem Martin Gesslbauer

(Goebbels) und Johannes Terne (Weys), aber auch deren Kollegen voll entfalten

können. Große Szene!