Spekulationen

 

über Marlowe

 

(g. s.) Seit eine computergestützte Studie eines internationalen For­scherteams ergeben hat, dass Shakespeare In mindestens 17 von seinen 44 Werken Co-Autoren hatte, und einer davon Christo­pher Marlowe war, fühlen sich all jene, die diesen Dramatiker schon immer für den eigentlichen Ver­fasser aller Shakespeare-Stücke (und Sonette) hielten, zumindest teilweise bestätigt. Einer davon ist Gerald Szyszkowitz, der diese These in seinem Buch „Das fal­sche Gesicht oder Marlowe ist Shakespeare" (2015) zuletzt er­zählerisch breit dargelegt hatte.

Damit gibt sich der umtriebige Autor (und ehemalige ORF-Fernsehspielchef) aber nicht zufrieden. In seinem neuen Buch geht er dem Nachleben des 1593 anscheinend nicht wirklich ermordeten, son­dern in einer Geheimdienstoperation außer Landes geschafften Dichters nach. Szyszkowitz verortet ihn in Spanien, wo Marlowe auf Cervantes trifft und unter dem Decknamen „Thomas Sheldon" dessen „Don Quijote" als Erster ins Englische

übersetzt. Und noch ei­nen anderen Dichter-Promi trifft Marlowe dort Lope de Vega. Und dem spannt er die Geliebte aus, ei­ne berühmte Schauspielerin.

Vor allem diese Liaison entzün­det Szyszkowitz dichterische Phantasie, sodass er sie in dem Buch - einem

Mischmasch aus Recherche-Bericht und Erzählung -zu einer kleinen, etwas schwatz­haften Novelle ausbaut. Genau so wird es wohl nicht gewesen sein. Aber spekulieren wird man als Literat ja noch dürfen.

 

Gerald Szyszkowitz

Marlowe und die Geliebte von Lope de Vega

Novelle. Edition

Roesner, Krems 2016, 165 Seilen, 24,00 Euro.