Uraufführung 11. Januar 2005
HEDY KIESLER LAMARR
von Wilhelm Pellert
Hedy Kiesler Lamarr - Michaela Ehrenstein
Regie: Gerald Szyszkowitz
Assistenz: Alfred Beil, Peter Beil
Musiker: Peter Bauer, Hartwig Eitler, Peter Hofmann, Franz Luttenberger, Christoph Rois, Gerhard Stächelin
Kostüme: Gabi Weninger
Fotos: Rolf Bock
Nikolaus Schauerhuber im Kultur-Journal in Ö1 am 25. 01. 2005
HEDY KIESLER LAMARR
Weniger wie ein Theater, sondern viel mehr als ein verrauchter Jazzclub der 40er Jahre präsentiert sich das kleine Theater in der Wiedner Hauptstraße dieser Tage. Mittendrin Michaela Ehrenstein
mit langen Wimpern, langem Abendkleid und Mittelscheitel. Sie sieht der Hollywooddiva tatsächlich ähnlich, die hier den Musikern und den anderen Gästen aus ihrem bewegten Leben erzählt. Von ihren
Höhenflügen ebenso wie von ihren Niederlagen, aber vor allem von jenem Aufreger, der sie von Anfang an zum Sexsymbol machen sollte, ihrem ersten Filmauftritt als Achtzehnjährige in dem
tschechischen Film 'Ekstase'. „Niemand auf dem Set wird dich sehen", hatte ihr der Regisseur vor den Nacktszenen versprochen, aber als sie den Film zum ersten Mal sah - sie saß bei der Premiere
in Wien in der ersten Reihe zwischen ihrem Vater und ihrer Mutter -, war das Gegenteil der Fall: Alle sahen sie nackt! Allerdings störten sie die Nackt-szenen gar nicht so sehr, denn „die
Nacktheit da oben", sagt sie, „habe ich viel leichter ertragen als die Großaufnahme meines Gesichtes während des Orgasmus."
Dem steilen Aufstieg in Amerika folgte ein langsamer Absturz, aber auch noch ihre größte Fehlentscheidung nimmt sie - zumindest auf der Bühne - mit Humor: „Ich hab immer geglaubt, dass ich einen
Riecher für gute Rollen habe, aber da wurde mir zum Beispiel diese banale, unlogische Agentengeschichte angeboten ... Also die hab ich selbstverständlich sofort abgelehnt!" Durch diese Ablehnung
von 'Casablanca' hat sie Ingrid Bergmann zu ihrem größten Erfolg verhelfen.
Doch die als Hedy Kiesler in Wien geborene und aufgewachsene Hedy Lamarr ausschließlich auf die nackte Filmdiva und später - nach ihrem Auftreten in 'Sam-son und Delilah' - auf die 'schönste Frau
der Welt' zu reduzieren, greift zu kurz. Neben der Filmdiva gab es auch die 'Erfinderin' Hedy Lamarr. Als leidenschaftliche Gegnerin der Nazis wollte sie die Alliierten unterstützen und erfand
gemeinsam mit dem Komponisten George Antheil eine Technik zur störungssicheren Funksteuerung von Torpedos. Die Synchronisierung zwischen Sender und Empfänger basierte dabei auf einem
musikalischen Prinzip, das bis heute zum Beispiel die Basis für das Funktionieren aller Mobiltelefone ist. Alles in allem also: Eine gute und erfüllte Lebensgeschichte jener anmutigen
Dunkelhaarigen, von der nichts verschwiegen wird in diesen neunzig Minuten in der Freien Bühne Wieden, pardon, in der 'Jazzbar auf der Wieden'.
Michaela, du warst wunderbar!
Dein Willi Pellert