Gerald Szyszkowitz

 

ENZERSDORFER DRAMATURGIE vom 22. bis 24 Juni 2016 

12. Stück: DAS WEITE LAND

 

Schnitzlers Lebensraum

 

Dieter  O. Holzinger hat in seinem Schnitzlerbuch geschrieben: ´Wenn von Arthur Schnitzlers Lebensraum die Rede ist, dann wird vorerst einmal ganz selbstverständlich an das Wien der Jahrhundertwende gedacht, dessen mit Schnitzler in Verbindung zu bringende Wohnungen, Plätze und Erlebnisse allein schon ein ansehnliches Buch füllen. Wer aber weiters bedenkt, dass die Großstädter bereits damals gerne in die unmittelbare Umgebung der Stadt ausschwärmten, der wird ins Ländliche übergreifende Randgebiete wie Rodaun, Mödling oder die Brühl als ein dem Dichter wohlbekanntes Umfeld miteinbeziehen.´ Und zwischen Rodaun, Mödling und der Brühl liegt Maria Enzersdorf, also ist er zumindest hier durchgekommen. Im Jahr 1891 zum Beispiel hat seine Freundin, die Schauspielerin Marie Glümer, seine langjährige ´Mizzi 1´, in Baden gespielt, und ab dem 4. Juni traf Schnitzler sie fast täglich an den verschiedensten Orten zwischen Wien und Baden: in Gumpoldskirchen, Pfaffstätten, Brunn, Perchtoldsdorf  und , ja, auch in Enzersdorf. Wo genau in Enzersdorf sich die beiden getroffen haben, ob bei den ´Schotten´ oder im Bahnhof wissen wir allerdings noch nicht, aber auch das wird schon noch irgendwer irgendwann herausfinden.

Dieter O. Holzinger schreibt jedenfalls: ´Schnitzler wurde nicht müde, seiner Mizzi minutengenaue Zugsauskünfte an den einzelnen Ortsbahnhöfen anzugeben und die wechselnden Treffpunkte und Gastwirtschaften verfolgten ihn bis in den Schlaf. So schreibt er am 2. Juli 1891 an sie: Denk dir, Engerl, was mir heut träumte. Ich warte in Gumpolds, bestell zwei Gulasch, beide stehen am Tisch, der Zug fährt ein, da fallt mir ein, dass du in Guntrams bist, ich beginn zu laufen und erwach ... Das Gulasch musst du entschuldigen, das nächste Mal träum ich ein Roastbeef vom Sacher. Und einen Schnaps dazu.´

Fast das ganze WEITE LAND spielt im Garten einer Villa im Süden von Wien, und wir haben gedacht, das passt, das ist ein gutes Stück für uns, weil  unser Hof des Schlosses Hunyadi  und der Park dahinter dieser schnitzlerschen Atmosphäre sehr nahe kommen. Man muss sich jetzt nur noch zwischen dem Kinderspielplatz unter den großen Bäumen und dem Parkplatz beim Restaurant-Hintereingang den berühmten Hofreiterschen Tennisplatz vorstellen.

Schnitzler selber hat übrigens auch gern Tennis gespielt, allerdings mit mehr Eifer als Talent.

Für den dritten Akt brauchen wir dann mehr Phantasie. Der spielt nicht an der Südbahn, sondern in Südtirol. Und das kam so. Im Sommer 1908 hat Schnitzler Urlaub in Seis am Schlern gemacht. Nahe Völs am Weiher. Er wohnte in der Pension Heufler, und der Seiserhof gegenüber wurde mehr und mehr das Vorbild für das Hotel im dritten Akt. Schnitzler hatte die Skizzen für eine sogenannte Friedberg-Friedmann-Novelle schon vorsorglich mitgenommen, aber jetzt machte er daraus in  Seis dieses fünfaktige, südbahnische Theaterstück, in dessen 3. Akt plötzlich gefährliche Bergtouren, fern des alltäglichen Lebens in Wien, zu einem Zentrum der Handlung werden. Geschäftsleute, die sonst in ihren gepflegten Villengärten am Rande der Großstadt wohnen, wollen hier auf der Alm noch einmal ein echtes Abenteuer erleben, also eine Kletterpartie, von der man dann zu Hause in den abgezirkelten Grünanlagen einiges erzählen kann,  und der auslösende Anstoß, einen guten Bekannten, nämlich den Industriellen Louis Friedmann zur Hauptfigur Friedrich Hoifreiter zu machen, war der Besuch des skurrilen Philosophen Friedrich Eckstein - einem Förderer von Hugo Wolf und Anton Bruckner, einem Freund von Sigmund Freud und Rudolf Steiner -, den Schnitzler aus dem Café Griensteidl kannte, der mit seiner Frau in Seis auftauchte und  Erstaunliches ´von zu Hause´ erzählte, auch eben von dem Industriellen Louis Friedmann, speziell von seinen ´Frauengeschichten´.

Und da ist nun die direkte Verbindung zu unserer Gegend, denn die Sommervilla dieser Familie Friedmann steht heute noch in der Hinterbrühl, und  fast jeder in unserer Gegend kennt sie.

Von diesem Louis Friedmann weiß man: Er war mittelgroß, schlank, immer elegant gekleidet, er war - darum Schnitzlers Erfindung von seinem Ausflug an den Völser Weiher - ein hervorragender Alpinist, Eisläufer und Fechter, er leitete mit seinem Bruder Max am Tabor in Wien, wo beide auch wohnten, jahrelang und sehr geschickt die Maschinenfabrik des verstorbenen Vaters, aber so viele Frauengeschichten er auch gehabt haben mag, alle seine erotischen Abenteuer sind heute vergessen, die sehenswerte Sommervilla der Familie Friedmann in prachtvollem, olbrichschem Jugendstil steht jedoch immer noch unübersehbar in der Hinterbrühl. Hauptstrasse 19. Direkt hinter dem Gemeindeamt.

 

JOHANNES TERNE als Friedrich Hofreiter

 Zum Vorbild der Figur des Friedrich Hofreiter gibt es genaue Hinweise. Der Unternehmer Louis Friedmann war schlank und elegant, ein hervor-ragender Alpinist, Eisläufer und Fechter, und die Sommervilla der Familie Friedmann steht heute noch in der Hinterbrühl, Hauptstrasse 19.

Johannes Terne ist auch mittelgroß, schlank und elegant, ist aber eher auf verschiedenen Bühnen zu finden als in den Bergen. Er spielt jetzt viel in Deutschland, war aber auch zehn Jahre am Burgtheater engagiert, wo er mit Andrea Breth, Martin Kusej, Dimiter Gottscheff und Frank Castorff über vierzig Rollen erarbeitet hat.

Aber er ist auch schon bei den SOMMERSPIELEN SCHLOSS HUNYADI aufgetreten. Im Sommer 2015 zum Beispiel als der Autor Rudolf Weys, also der Gegenspieler des Reichspropagandaministers Joseph Goebbels, in der Uraufführung des Stückes ICH WEISS ES WIRD EINMAL EIN WUNDER GESCHEHN, und in diesem Sommer 2016 wird er nach dem Hofreiter auch noch den König James von Großbritannien spielen in unserer Uraufführung DAS FALSCHE GESICHT oder MARLOWE  IST SHAKESPEARE.

Johannes Terne ist Dresdner. Manche Österreicher denken, Schnitzler-Stücke können nur von Österreichern gespielt werden. Wenn man aber weiß, dass zwar die Uraufführung unseres Stückes am Burgtheater stattgefunden hat, dass aber am gleichen Abend, also am 14. Oktober 1911 dieses Stück auch am Lessingtheater in Berlin, am Münchner Residenz-theater, dem Deutschen Schauspielhaus in Hamburg, am Breslauer Lobetheater, am Deutschen Landestheater Prag, sowie an den Theatern in Leipzig, Hannover und Bochum aufgeführt wurde, dann findet man dieses engstirnige Argument mir-san-mir eher lächerlich, oder?

 

MICHAELA EHRENSTEIN als Genia Hofreiter

Wir lernen Genia Hofreiter kennen, während sie auf der Terrasse ihrer Villa unter einem Sonnenschirm versonnen in Klaviernoten blättert. Sie begrüßt ein wenig verschreckt die auf der Straße vorbeikommende Frau Wahl und deren Tochter Erna. Die beiden sind mit der Bahn in Wien gewesen. Beim Begräbnis des Pianisten Korsakow. Der sich erschossen hat. Über die Hintergründe des Selbstmordes kursieren abenteuerliche Vermutungen, denn am Abend zuvor hatte Korsakow noch mit Freunden soupiert und mit Friedrich Hofreiter Billard gespielt.

Genia Hofreiter ahnt, dass ihr Mann schon einmal einen Verehrer von ihr von einem Felsen gestoßen hat, und sie hält auch für möglich, dass Friedrich auch am Tod ihres Verehrers Korsakow nicht unschuldig ist, aber noch ahnt sie  nicht, dass ihr Mann auch ihren momentanen Verehrer, den Marinefähnrich Otto von Aigner bei einem von Friedrich provozierten Duell am Schluss des Stückes erschießen wird, und also begrüßt sie ihren plötzlich auftauchenden Mann noch relativ gefasst.

Ausgebildet wurde Michaela Ehrenstein am Konservatorium der Stadt Wien (Diplom), an der Universität Wien (Mag.phil.), und sie hat außerdem  ein Studium des Kulturmanagements abgeschlossen (MAS). Sie hat an der Staatsoper gespielt, am Theater der Landeshauptstadt St. Pölten, an der Studiobühne Villach, vor allem aber an der Freien Bühne Wieden, wo sie  seit 2009 Direktorin ist. Sie spielte in den letzten Jahren nicht nur bei den SOMMER SPIELEN SCHLOSS HUNYADI im Sommer 2014 in unserer Kardinal-Schönborn-und-Dorfpfarrer-Schüller-Story UNGEHORSAM? UM GOTTES WILLEN! und im Sommer 2015 im Goebbels-Stück ICH WEISS ES WIRD EINMAL EIN WUNDER GESCHEHN, sondern auch bei anderen  Sommerspielen in Niederösterreich, im Burgenland, in Vorarlberg, in Südtirol und in Deutschland, sie gastierte in Moskau, St. Petersburg und in Sofia, sie hat zahlreiche Chansonprogramme, Lesungen und CD-Aufnahmen produziert, sie war unter anderem im ´Stockinger´ im TV zu sehen (Regie Bodo Fürneisen), und im Film ´Attentat - Sarajevo 1914´ (Regie Andreas Prochaska) und mit ´Pregau´ (Regie Nils Willbrandt) auch im Kino.

Im Jahr 2012 brachte sie ihr eigenes Stück ´Ich will! Das Leben der Bertha von Suttner´ auf die Bühne, und schrieb das Libretto zum Musical ´Bertha von Suttner´. Musik Béla Fischer. Von 2004 bis 2014 war sie Intendantin der Sommerspiele Schloss Sitzenberg, wo ihr im Jahr 2015 der Kulturehrenring der Gemeinde Sitzenberg-Reidling verliehen wurde, und in diesem Sommer wird sie bei den SOMMER SPIELEN SCHLOSS HUNYADI nach der Genia im WEITEN LAND in der Uraufführung des Stückes DAS FALSCHE GESICHT oder MARLOWE IST SHAKESPEARE auch noch die geheimnisvolle Witwe Eleonor Bull spielen.

 

VERA BERNHAUSER als Stubenmädchen

Das vife, fleißige und immer korrekt agierende Stubenmädchen ist in diesem Stück die Inkarnation einer scheinbar noch intakten Gesellschaft. Die ersten beiden Akte wirken gerade auch durch die formvollendeten  Auftritte des Stubenmädchens wie die Schilderung einer Fortsetzungs-geschichte in einer der noblen Damenzeitschriften der Jahrhundertwende, in der ´Eleganten Welt´ oder in der ´Dame´. Alle Dialoge wirken scheinbar harmlos oberflächlich, aber wenn man genauer hinhört, ahnt man den krachenden Zusammenbruch der ganzen, hier am Anfang des Stückes noch richtig liebenswürdig wirkenden Monarchie Österreich-Ungarn.

Vera Bernhauser, unser adrettes Stubenmädchen, hat nach einem Studium der Theater-, Film - und Medienwissenschaft, der Anglistik und der Amerikanistik nicht nur den Mag. phil. gemacht, sondern auch das Theaterhandwerk in der Praxis von der Pike auf gelernt. Wenn sie neben ihrer Arbeit als verantwortliche Regieassistentin Zeit findet, spielt sie sehr präzise kleinere Rollen, aber sie hat vor kurzem auch schon ihre zweite, eigene Regie gemacht. Bei dem René-Rumpold-Stück ´Melina Mercouri - meine letzte Reise´ in der Freien Bühne Wieden.  

 

CHRISTINE RENHARDT als Anna Meinhold-Aigner

Christine Renhardt ist Wienerin, wurde  in der Schauspielschule Krauss ausgebildet, spielte am Theater in der Josefstadt, im Theater der Jugend, in Baden, in Salzburg, in Klagenfurt, in Villach und in der Freien Bühne Wieden, aber auch schon bei den SOMMER SPIELEN SCHLOSS HUNYADI, wo sie im Sommer 2014 in der LIEBELEI als Nachbarin und im Sommer 2015 im PROFESSOR BERNHARDI als die Professorin für Frauenkrankheiten Dr. Fielitz zu sehen gewesen ist.

Die Schauspielerin Christine Renhardt hat auch die Schauspielerin Anna Meinhold-Aigner schon einmal gespielt, insofern wird es besonders interessant sein, was ihr bei ihrer Darstellung in dieser Inszenierung  wichtig sein wird, denn jeder Schauspieler verändert sich und damit verändert sich auch die Art des Herangehens an eine Rolle.

Der entscheidende Satz ist: Sie habe sich, wird gesagt, erst von ihrem Mann getrennt, und dann, wie man hört, ihr Leben völlig nach eigenem Belieben eingerichtet. Wie also?

Schnitzler hat mit Schauspielerinnen einige Erfahrung gehabt. Mit relativ treuen wie der Mizzi Glümer, aber auch mit einer sehr bekannten Burgschauspielerin, die gerade in dem oben genannten Punkt sehr gut für diese Frau Meinhold-Aigner ein Vorbild gewesen sein kann, mit dem Star Adele Sandrock. Die unter anderem die Hauptrolle in seinem Stück ´Liebelei´ bei der Uraufführung im Burgtheater gespielt hat. Die Sandrock war keine ´hehre Burgschauspielerin´ wie die berühmte Charlotte Wolter, die ein Grafen geheiratet hat, oder Stella Hohenfels, die einen Baron geheiratet hat, oder gar wie die Schratt, die den Kaiser ein halbes Leben lang betreut hat, nein, die Sandrock war eine ´moderne´ Schauspielerin, die sich nie an die Regeln der adeligen oder bürgerlichen Gesellschaft gehalten hat, sie glaubte an die selbstverständliche ´sexuelle Freizügigkeit´, an die Emanzipation der Frau und an die absolute ´Gleichberechtigung der Geschlechter´. Sie wechselte die Männer wie sonst die Männer die Frauen.

Und diese Souveränität muss diese Figur ausstrahlen. Anna Meinhold-Aigner macht sich nämlich nicht nur die Gesetze der Männerwelt zu eigen, sie geht noch weiter, sie lebt ausschließlich nach ihren eigenen. Und umso größer ist dann die Tragik, der Schmerz der Mutter, wenn sie, die alle ihre Liebesgeschichten dominiert hat, in die Liebesgeschichte ihres Sohnes nicht mehr eingreifen kann.

 

PHILIPP LIMBACH als Marineleutnant Otto von Aigner

Philipp Limbach studierte einige Semester Biologie an der Universität mit, wie er sagt, durchschnittlichem Interesse, danach das Fach Schauspiel am Prayner-Konservatorium in Wien aber mit Auszeichnung, spielte bei den Wachaufestspielen in Weißenkirchen in der ´Löwengrube´ und in der ´Feuerzangenbowle´, spielte den Mercutio in ´Romeo und Julia´ und den Marquis Posa im ´Don Carlos´ - in der Regie von Peter Janisch -, spielte  in der Freien Bühne Wieden in ´Happy Hours´ und in ´Eva König oder Das Glück des Gotthold Ephraim Lessing in der Wiedner Hauptstrasse´, und in diesem Frühjahr schließlich den Becket in ´Becket und die Ehre Gottes´ von Jean Anouilh.

Bei den SOMMER SPIELEN SCHLOSS HUNYADI 2016 ist er im WEITEN LAND - zusammen mit Johanna Machart als Erna Wahl - für die Darstellung der Jugend zuständig, und ist dadurch der eigentliche Gegenspieler der Hauptfigur.

Die Hauptfigur der Geschichte, der sehr erfolgreiche Glühbirnenfabrikant Friedrich Hofreiter langweilt sich bei seiner Frau Genia, und also ergeben sich diverse Abenteuer, an denen ihn aber vor allem die Selbstbestätigung und das Spiel mit der  Gefahr reizt. Auch Erna, die Tochter der Frau Wahl, einer Jugendfreundin, hat sich neuerdings in ihn, das Ideal ihrer Kindertage verliebt, und Hofreiter glaubt eine Zeit lang ebenfalls an ihr Gefühl, vielleicht auch an sein eigenes, aber als er von der Beziehung seiner Frau zu diesem sehr sportlichen, wesentlich jüngeren Marinefähnrich Otto von Aigner erfährt, ist ihm seine verletzte Eitelkeit wichtiger als alles andere. Er provoziert Otto, der am nächsten Tag nach Pola abreisen soll, zu einem sinnlosen Duell und erschießt ihn. Aber mit ihm erschießt er auch seine eigene Jugend. Und seine Beziehung zu Erna.

Eigenartigerweise wird die Stimmung am Stückschluss aber weniger durch den Duell-Toten bestimmt, sondern mehr durch die Ironie des Autors angesichts der Unsinnigkeiten der untergehenden Gesellschaft, angesichts der Weltlage, des Herannahens des wahnsinnigen Weltkrieges, den man schon ahnt. Die durchschossene Uniform des Marineleutnants Otto von Aigner ist ein dezentes Zeichen. Schnitzler ironisiert den Aufwand all dieser halb wahren, halb eingebildeten Gefühle, ihre hilflose Unbeständigkeit und den eitlen selbstbespiegelnden Egoismus aller im Angesicht des Todes mit einer bösen Komik.

 

WILHELM SELEDEC als Doktor von Aigner

Wilhelm Seledec ist Wiener, spielte viele Rollen im Theater der Jugend und in der Freien Bühne Wieden, in meinem Stück ´Direktor Mahler´ zum Beispiel ist er mir als großartiger Theaterhofrat Kneucker in Erinnerung, und in meinem Stück ´Kreisky´ war er der Androsch-Vertraute Beppo Mauhart. Beide Figuren hat er mit sorgsam gesetzten, hinterfotzigen Tönen veredelt, aber er hat auch am Volkstheater gespielt, in der Josefstadt und am Burgtheater, sowie im Jahr 2015 auch bei den SOMMER SPIELEN SCHLOSS HUNYADI in unserem Goebbels-Stück ICH WEISS ES WIRD EINMAL EIN WUNDER GESCHEHN als der Goebbels-Vertraute Leo Schödl, dem Chefredakteur des ´Völkischen Beobachters´. Seledec kennt sich da gut aus, denn er ist seit 1976 ja auch selber Kulturredakteur in Wien. Mit dem Spezialgebiet Theater.

Bei den heurigen SOMMER SPIELEN SCHLOSS HUNYADI spielt er in unserer Uraufführung DAS FALSCHE GESICHT oder MARLOWE IST SHAKESPEARE den vorsichtigen Geheimdienstchef Lord Cecil und im WEITEN LAND den weise  gewordenen Südtiroler Hoteldirektor Doktor von Aigner, den geschiedenen Mann der Schauspielerin Meinhold-Aigner, der den zentralen Satz sagt: „So vieles hat zugleich Raum in uns,  Liebe und Betrug, Treue und Treulosigkeit,  Anbetung für die eine und Verlangen nach einer anderen, oder nach mehreren, und wir versuchen auch Ordnung zu schaffen, so gut es geht, aber diese Ordnung ist doch nur etwas Künstliches. Das Natürliche ist das Chaos. Die Seele ist ein weites Land.“

Übrigens: Das Vorbild für diese Figur, der Südtiroler Fremdenverkehrspionier Theodor Christomannos ist auch einmal in Maria Enzersdorf gewesen.

 

ANITA KOLBERT als Frau Wahl

Anita Kolbert wurde im Dramatischen Zentrum Wien und in George Taboris Actor´s Studio ausgebildet. Sie spielte im Stadttheater St. Pölten, im Theaterforum Schwechat, im Theater in der Drachengasse, im Gloriatheater, in der Kleinen Komödie, im 3raum-Anatomietheater und oft auch in der Freien Bühne Wieden.

Im THEATER SCHLOSS HUNYADI war sie als Gabriele, also als Partnerin von Johannes Terne in der Szenischen Lesung der ´Weihnachtseinkäufe´ von Arthur Schnitzler zu sehen. Sie war damals schon seine ehemalige Geliebte, und jetzt, im WEITEN LAND bei den SOMMER SPIELEN SCHLOSS HUNYADI 2016 ist sie wieder eine ehemalige Geliebte.

Und als ´ehemalige Geliebte´ des Hausherrn Friedrich Hofreiter hat diese Frau Wahl in der Hofreiter-Villa selbstverständlich auch eine ganz besondere Stellung. Der Hausherr begrüßt sie besonders herzlich und die gnädige Frau, also Genia, doch immer noch etwas distanziert.

Aber das Hauptproblem in diesem Sommer ist ihre Tochter Erna. Da nämlich diese Erna jetzt so aussieht wie die immer noch attraktive Frau Wahl damals ausgesehen hat, als sie das Verhältnis mit Hofreiter gehabt hat, ist es nicht verwunderlich , dass der immer noch abenteuerlustige Friedrich Hofreiter sich nun ganz nebenbei auch noch in die Tochter verliebt hat. Die Mutter sieht das nicht gern. Sie weiß, das kann nicht gut gehen.

 

JOHANNA MACHART als Erna Wahl

Johanna Machart betrat die Bretter, die die Welt bedeuten, schon sehr früh. In einer Aufführung der katholischen Jungschar in Breitenfurt blieb sie als ´frecher Hirte´ nicht nur ihrer Familie in Erinnerung.

2014  machte sie die Abschlussprüfung in der Schauspielschule Ott, war aber schon davor, also im Jahr 2012, in ´Umsonst´ bei den Nestroy-Festspielen auf der Burg Liechtenstein hier in Maria Enzersdorf zu sehen.

 Aber ihre erste große Rolle spielte sie als die Pfarrersköchin Zilli dann bei den SOMMER SPIELEN SCHLOSS HUNYADI in der Uraufführung unseres Kardinal-Schönborn-und-Dorfpfarrer-Schüller-Stückes UNGEHORSAM? UM GOTTES WILLEN! und im Sommer 2015 war sie dann im PROFESSOR BERNHARDI die unvergesslich schuldbewusste Schwester Ludmilla.

Die junge Erna Wahl, die sie in diesem Sommer im WEITEN LAND spielt, ist der Prototyp einer aufgeklärten, jungen Wienerin. Schnitzler hat einmal eine seiner vielen Freundinnen so beschrieben: Reizende Gestalt, wie geschaffen zum Tanzen, mit einem Mund, wie geschaffen zum Küssen, denn trotz der Brillen, die sie gern abnimmt, sieht man immer schnell ihre lachenden, lebhaften Augen. Sie ist immer einfach, aber geschmackvoll gekleidet, betont dabei aber doch eine gewisse Grisettengazie, denn wenn sie geht, wiegt sie sich gern ein wenig, vor allem aber spricht sie behende und unbefangen mit einem natürlichen Dialekt und einer hellen Stimme, kurz, sie wirkt richtig lebenslustig und strahlt das Gefühl aus: Man ist nur einmal jung! Da gibt’s nix zu versäumen!

 

FELIX KURMAYER als Bankier Natter

Felix Kurmayer absolvierte nach seinen Schauspielstudien in Deutschland und Österreich, die er mit dem Diplom abschloss, auch eine Ausbildung als Filmschauspieler in Los Angeles, wo er als begeisterter Saxophonist auch in die Jazzszene hineingeriet.

Neben seiner Arbeit als Schauspieler ist Felix Kurmayer auch als Studiosprecher und Rhetoriktrainer tätig. Mit ihm eine neue Figur zu erarbeiten, ist immer spannend und vergnüglich, da er jede Einzelheit  genau nimmt, aber nie seinen Humor und seine gute Erziehung dabei verliert.

Felix Kurmayer spielte schon in fast allen Wiener Theatern und bei fast allen Niederösterreichischen Sommerspielen, besonders gern aber erinnere ich mich an seine Auftritte bei den SOMMER SPIELEN SCHLOSS HUNYADI, wo er im Sommer 2014 in unserer Kardinal-Schönborn-und-Dorfpfarrer-Schüller-Story UNGEHORSAM? UM GOTTES WILLEN! den eleganten, aber höchst undurchsichtigen ´Herrn aus Rom´ gespielt hat, und sehr gern erinnere ich mich auch an seinen bewundernswert hinterhältigen, immens intriganten, peinlich liebedienerischen und unfassbar gemeinen Vizedirektor Dr. Ebenwald, Professor für Chirurgie, in unserer Aufführung des PROFESSOR BERNHARDI im Sommer 2015.

In diesem Sommer spielt er im WEITEN LAND den raffiniert intriganten Bankier Natter. Der seiner Frau rücksichtslos alles verzeiht, nichts aber verzeiht er dem Freund seiner Frau. Denn seine Frau liebt er, aber den Freund seiner Frau, den liebt er sichtlich nicht.

Das Vorbild für die Figur des Natter war der Bankier Samuel Ritter von Hahn. Das ist der Mann mit dem typischen Tegetthoffbart, der anfangs sein Geld als leitender Angestellter der Südbahn verdient hat, der im Jahr 1880 dann aber Direktor der neu gegründeten Länderbank wurde.

In dem Machtkampf der Konservativen gegen das Rothschild-Imperium, also die Credit-Anstalt, verhielt sich dieser Ritter von Hahn überraschend geschickt, und als in Paris die Phalanx der Konservativen zusammenbrach und die Kurse stürzten, florierte Samuel von Hahns Länderbank, und daraufhin ließ sich der 1881 geadelte Großbürger vom Stararchitekten Otto Wagner eine klassisch schöne Villa in Baden bauen.

Bei uns, im WEITEN LAND, sehen wir diese Villa zwar leider nicht, aber immerhin wird mehrmals erwähnt, dass  der Herr Direktor Natter in einem auffallend ´roten Cabriolet´ unterwegs ist, das wir uns gut vorstellen können. Mit einer eleganten Christina Jägersberger am Steuer.

 

CHRISTINA JÄGERSBERGER als Adele Natter

Christina Jägersberger ist Wienerin, hat ihre Ausbildung an der Schauspielschule Ott im Jahr 2011 abgeschlossen, seither hat sie an der Universität studiert, aber auch am Burgtheater gearbeitet, unter anderem in einem Sprechchor und als Assistentin bei den ´Letzten Zeugen´. In der Freien Bühne hat sie die Rolle der Steffi in der Uraufführung des Stückes ´Messenhauser´ von Wilhelm Pellert gespielt, und im Winter 2015/2016 das Stück ´Mahnmal´ von Mona May in Sarmingstein.

Bei den SOMMER SPIELEN SCHLOSS HUNYADI war sie im Sommer 2014 als die liebenswert freche Schlager Mizi in der LIEBELEI und im Sommer 2015 als die vernünftige, mit dem Klinikchef sympathisierende Ärztin Dr. Zyprian im PROFESSOR BERNHARDI zu sehen.

Die Adele Natter im  WEITEN LAND ist nun in diesem Sommer eine besonders raffiniert-delikate Aufgabe. Diese Adele Natter ist zwar auf den ersten Blick einfach eine schmiegsame, weiche, schlanke Person, aber sie ist doch - wie Arthur Schnitzler seine Freundin Anna Thoman beschreibt -, nicht einfach zu durchschauen. Sie ist verdorben ohne Sündhaftigkeit, jungfräulich ohne Jungfräulichkeit, oft aufrichtig, aber oft auch ein klein wenig verlogen, meist gut gelaunt, aber manchmal hat sie doch flüchtige Sorgenschatten auf der schönen Stirn, sie ist als bürgerliche Ehefrau, sagt Schnitzler, nicht ganz wohl geraten, aber als Geliebte das bürgerlichste und uneingennützigste Geschöpf, das man sich denken kann.

 

ALFONS NOVENTA als der Arzt Franz Mauer

Alfons Noventa kam in Bludenz zur Welt, begann seine Karriere am Landestheater Innsbruck, spielte in St. Pölten, Baden, Berndorf, Villach und Porcia, bei den Sommerspielen in Stockerau und in Perchtoldsdorf, viele Rollen in der Freien Bühne Wieden, mehrere Rollen in der Bühne im Berg in der Hinterbrühl - in diesem Frühjahr zum Beispiel den Professor Rath im ´Blauen Engel´-, war im Sommer 2015 aber auch bei uns, bei den SOMMER SPIELEN SCHLOSS HUNYADI als Dr. Schreimann, Dozent für Halskrankheiten, im PROFESSOR BERNHARDI zu sehen, und in diesem Sommer spielt er im WEITEN LAND nun wieder einen Arzt, diesmal den praktischen Arzt Franz Mauer. Den besten Freund des Industriellen Friedrich Hofreiter.

Aber er ist auch sein härtester Kritiker. Und der Dr. Mauer ist wohl auch ein – manchmal etwas ironisiertes, manchmal etwas idealisiertes – Selbstportrait des Autors. Wenn er zum Beispiel sagt: „Ich bitt dich, ein Künstler! Die sind alle mehr oder weniger anormal. Schon, dass sie sich so wichtig nehmen. Der Ehrgeiz an und für sich ist ja eine Geistesstörung. Dieses Spekulieren auf die Unsterblichkeit – ich glaub schon, dass einen das verrückt machen kann.“ Oder wenn er sagt: „Ich hätt nichts einzuwenden gegen eine Welt, in der die Liebe wirklich nichts anderes wäre als ein köstliches Spiel. Aber dieses Ineinander von Zurückhaltung und Frechheit, von feiger Eifersucht und erlogenem Gleichmut, von rasender Leidenschaft und leerer Lust, das find ich trübsinnig und grauenhaft. Der Freiheit, die sich hier brüstet, fehlt es an Glauben an sich selbst. Darum gelingt ihr die heitere Miene nicht, die sie so gerne annehmen möchte. Darum grinst sie, wo sie lachen soll.“

 

PIERRE GOLD als Paul Kreindl

Pierre Gold ist Wiener, der Sohn eines Cafétiers aus dem dritten Bezirk, er beendete vor zwei Jahren seine Ausbildung an der Schauspielschule Ott, spielte an der Freien Bühne Wieden den Simon in der Uraufführung ´Auf der anderen Seite des Weges´ von Magdalena Severin, vor allem aber war er bei den SOMMER SPIELEN SCHLOSS HUNYADI im Sommer 2014 als der gutherzige Theodor Kaiser in der LIEBELEI zu sehen, und im Sommer 2015 als der unvergesslich anpassungsfähige Hochroitzpointner im PROFESSOR BERNHARDI.

Und in diesem  Jahr spielt er wieder eine Schnitzler-Rolle, den Paul Kreindl im WEITEN LAND, einen kleinen, dicklichen, aber nicht dummen Burschen von eTwas mühseliger Eleganz, der allen hübschen Mädchen mit Kalbsaugen zusieht, wenn sie den Tennisschläger schwingen, ergeben, korrekt, glücklich, dass er alle diese ´Himmlischen´ anbeten kann, und sehr zufrieden, dass er mit all den ´Unsrigen´ so gut befreundet sein darf.

 

RENE MAGUL als Portier Rosenstock

Rene Magul ist Wiener und wurde auch hier am Schubert-Konservatorium ausgebildet. Er spielte im Theater in der Josefstadt, im Volkstheater, im Ensembletheater, im Theater der Jugend, bei der Gruppe 80 und häufig in der Freien Bühne Wieden, bei den Sommerspielen in Melk und in Kobersdorf, in Gutenstein, Weißenkirchen, Röttingen und bei den Sommerspielen Schloss Sitzenberg war er ein unvergesslicher Provinzgendarm im ´Maler Schiele aus Tulln´.

Im TV war er in mehreren ´Tatorten´ zu sehen, im ´Medicopter´, im ´Kottan´, im ´Schloß am Wörthersee´ und auch im ´Kaisermühlenblues´. 

Der Portier Rosenstock scheint ein zurückhaltender Mensch zu sein, aber wenn man länger  mit ihm redet, merkt man, er ist ein homo universalis, wenn auch ein etwas schwindelhafter Vielwisser, der keineswegs verbergen kann und will, dass er - mitten in den Südtiroler Bergen - einen Hang zu Philosophie, Esoterik und Musik hat, und wahrscheinlich würde er auch viel besser ins Südbahnhotel auf den Semmering passen als hierher auf die Wiesen des Schlern, meint er, denn Wien ist für einen Musikfan doch ein ganz anderes Umfeld als dieses Hotel am Völser Weiher.

 

GERALD SZYSZKOWITZ

Regie und Bild

Gerald Szyszkowitz ist Grazer, studierte in Paris und Washington DC, promovierte 1960 an der Universität Wien zum Dr. phil., arbeitete an den Theatern in Bonn, Dortmund, Wilhelmshaven, Stuttgart und Hannover, war  von 1968 bis 1971 Chefdramaturg am Schauspielhaus in Graz und anschließend, mit einer kurzen Unterbrechung als Musikchef, bis 1994 Fernsehspielchef des ORF. Danach arbeitete er zehn Jahre lang als Direktor der Freien Bühne Wieden und ist seit dem Sommer 2014 Schauspieldirektor der SOMMER SPIELE SCHLOSS HUNYADI.

Gerald Szyszkowitz hat über vierzig Theaterstücke veröffentlicht und über zwanzig Romane. Im Sommer 2015 als vorläufig aktuellsten DAS FALSCHE GESICHT oder MARLOWE IST SHAKESPEARE.

 

VERA BERNHAUSER

Assistenz

Vera Bernhauser hat nach ihrem Studium der Theater-, Film – und Medienwissenschaft, der Anglistik und der Amerikanistik nicht nur den Mag. Phil. gemacht, sondern auch in der Praxis das Theaterhandwerk von der Pike auf gelernt. Wenn sie neben ihrer Arbeit als verantwortliche Regieassistentin Zeit findet, spielt sie gern kleine Rollen, in denen sie sehr gut sein kann, aber sie hat vor kurzen auch schon ihre zweite, eigene Regie abgeliefert, bei dem René-Rumpold-Stück ´Meliana Mercouri – meine letzte Reise´, in der Freien Bühne Wieden.

 

BABSI LANGBEIN

Kostüme

Unsere Kostümbildnerin Babsi Langbein ist Wienerin und hat unzählige inländische und ausländische Filme betreut - zum Beispiel die ´Lemminge´ von Michael Haneke -, und Serien wie ´Hotel Sacher Portier´, ´Das Ringstraßenpalais´ und ´Soko Kitzbühel´, aber sie arbeitete ihr Leben lang auch für das Theater, zum Beispiel für die Freie Bühne Wieden, für die Sommerspielen Stockerau und für die Sommerspiele Schloss Sitzenberg. Die aufwendigste Abeit aber war unlängst eine Oper mit dem Regisseur Robert Dornhelm in St. Margarethen.

Die beiden Produktionen in diesem Jahr sind ihre ersten Arbeiten für die SOMMERSPIELE SCHLOSS HUNYADI.